Eine Woche nach dem Marathon im 3-Ländereck fand im Tiroler Unterland die Tour de Tirol statt. Die Königsdisziplin dieser drei Lauf- Tage war der berüchtigte Kaisermarathon mit Start in Söll und
Ziel auf der Hohen Salve (1829m). Neben den 42,195 Kilometern waren für die 600 Teilnehmer an der Langdistanz Berglauf Weltmeisterschaft noch 2.060 Höhenmeter zu absolvieren.
Nach dem Start im Ortsgebiet von Söll wurde eine 7 Kilometer Schleife auf teils unbefestigten Waldwegen rund um den Ort gelaufen, die Fußgängerzone gequert und danach ging es entlang von Fahrrad-
und Wanderwegen über Scheffau nach Ellmau. Dort war die Markierung für den Halbmarathon, der mit bis dahin 280 Höhenmetern sehr human war. Hier aber war Schluss mit lustig - an der
Verpflegungsstation wurden Powergels ausgegeben und es ging so steil nach oben, dass nicht mehr an Laufen zu denken war. Ziel war der Hartriegel (1555m), es wechselten immer wieder Geh- und
Laufphasen, die den Wettkämpfern alles abverlangten. Am Hochplateau angelangt, folgten stetige Auf- und Abwärtspassagen zum Filzalmsee und ein längeres Gefälle zur Mittelstation der Hohen Salven
Bahn - dem Hexenwasser.
Auf einer Höhe von 1120m waren dort bereits 39,5 Kilometer geschafft, aber es sollte noch schlimmer kommen: auf 2,7 Kilometer Länge waren noch 700 Höhenmeter zu absolvieren: entlang der
(schwarzen) Piste ging es auf nassem Gras und schlammigen Untergrund am direktesten Weg nach oben; das Profil der Laufschuhe bot keinen Halt mehr und die Steine waren vom Dreck äußerst rutschig.
So kämpften sich alle voran, die Markierungen wechselten auf 500 Meter Schritte und jeden Kilometer gab es eine Verpflegungsstation. In diesem Gelände waren fast 15 min pro Kilometer zu
berechnen. Bei Kilometer 42 stand eine Tiroler Blasmusikkapelle und die Wettkämpfer wähnten sich schon im Ziel - nur noch 195 Meter. Aber - es folgte der brutalste Zieleinlauf den man sich
vorstellen kann - fast wie eine Wand - die LäuferInnen waren teilweise so fertig, dass sie in der Schlusssteigung einfach stehen blieben, auf allen vieren weiterkletterten oder versuchten
durchzubeißen und nicht wenige brachen im Ziel zusammen. Aber das Gefühl im Ziel, es geschafft zu haben, war einfach unbeschreiblich - ein Runners High mit Endorphine- Ausschüttung vom Feinsten!
Für mich persönlich war es landschaftlich einer der schönsten Marathons, von der Anstrengung her sicher einer der anspruchsvollsten - ich bin beim Halbmarathon in 1:34 min durch und erreichte mit
der Endzeit von 4:16:52 von 469 Finishern den 100. Gesamtrang und den 12. Rang in der Klasse M45.
Kerschat Michael