(1/2 Marathon, Marathon, 100 Kilometer)
"Irgendwann musst du nach Biel"...... Dieser Gedanke/Wunsch verfolgte mich schon einige Jahre. Dieser Jahr war es soweit, gut vorbereitet ca 1.800KM seit Anfang Jänner sollten reichen. Als Verstärkung habe ich meinen Laufkollegen Martin Mennel dabei, er begleitet mich auf dem Fahrrad. Start der ca 300 Fahrradbegleiter um 21.45. Ich habe noch 15 Min. Zeit und treffe im Startblock unseren Laufkollegen Dieter Wetzstein. Wir tauschen unsere geplanten, gewünschten Zielzeiten aus. Dieter will zwischen 11 bis 12 Stunden laufen, ich so um die 10 Stunden. Nervös bin ich nicht, Startpuls 70. Pünktlich um 22:00 ist Start, starker Wind ein Gewitter kündigt sich an, es ist warm über 20Grad, Regenbekleidung hat Martin und den treffe ich bei KM 22... Es geht die ersten KM durch Biel, ich habe mich beim Start relativ weit hinten eingeordnet damit ich nicht zu schnell loslaufe. Mein Ziel mit einem 6 Minuten Schnitt pro KM zu starten. Durch Biel zu laufen macht Spaß, viele Kinder sind an der Strecke, ich bin deshalb viel am abklatschen. Mittlerweile wird es dunkel, es ist aber immer noch sehr warm und ich bin froh dass ich die kurze Laufshort und das Kurzarm-Shirt anhabe. Nach 8km kommt ein Anstieg mit 100 Höhenmeter und bis Km 10 geht es die 100HM wieder runter. Dann laufen wir auf Kieswegen ähnlich wie bei uns im Ried, flach bis zum Halbmarathon und die ersten Läufer verabschieden sich. Bei Km 23 treffe ich Martin . Diesen Treffpunkt haben wir gestern Nachmittag angeschaut und vereinbart. Mittlerweile ist Mitternacht vorbei, es ist immer noch sehr warm, der Wind hat sich gelegt und das Gewitter vertrieben. Ab KM 23 bis KM 29 gibt’s wieder einige Anstiege. Ich bin weiterhin am überholen und laufe ziemlich genau den 6er Schnitt.
Martin versucht mich aufwärts zu bremsen. Ich fühle mich gut und laufe auch auf diesen Passagen den 6er Schnitt, das überholen motiviert natürlich. Martin hat auf seinem Fahrrad Getränke, Essen, Ersatzbekleidung dabei, ich glaube wir haben´s etwas übertrieben, Tragtasche hinten, Korb vorne insgesamt ca 15kg, aufwärts hat er Mühe mir zu folgen. Wir laufen durch einige Dörfer, die Gasthäuser sind geöffnet und sehr gut besucht, „Durchnacht“ ist angesagt überall gibt´s grössere und kleinere Feste.
Nach Oberramsern haben sich die Marathonläufer verabschiedet und jetzt sind nur noch die 100er und die Teamläufer/innen im Rennen. Ich laufe immer noch sehr locker und bei Km 42 gibt’s auch wieder 100HM aufwärts, merke dass ich da mehr Kraft habe als die anderen Läufer/innen. Einige sind zu schnell los gelaufen und sind jetzt schon am gehen ... noch 55 KM bis ins Ziel. Ca 03:00 habe ich die KM 50 passiert. Erst 50KM versuche diesen Gedanken sofort wieder zu verscheuchen und Martin wird immer wichtiger, er lenkt mich ab, bringt positive Gedanken, Du läufst sehr rund und bist dauernd am überholen.... Ich konzentriere mich auf KM 55 dann geht´s auf den berüchtigten Ho-Chi-Minh-Pfad, = (Emmendamm Die Abschnitte mit dem schlechtesten Untergrund liegen zwischen den Posten Kirchberg (KM56) und Gerlafingen (KM67). Hier führt die Strecke mal auf dem Hochwasserschutz-Damm und mal neben dem Damm entlang dem Ufer des Flusses Emme. Vor allem auf der ersten Hälfte von Kirchberg (KM56) bis Utzenstorf (KM62) hat es anspruchsvolle Stellen.
Martin kann mich dort mit dem Fahrrad nicht begleiten, er wartet bei KM 67 auf mich. Ich hole mir von Martin meine Stirnlampe und los geht’s auf den Pfad, wir laufen auf einem Damm, links und rechts Bäume, Sträucher. Auf dem Weg, Pfad ist wohl die bessere Beschreibung sind Steine, Wurzeln, Vertiefungen und deshalb ist ab 03:30 hochkonzentriertes Laufen angesagt und ich spüre, dass meine Oberschenkel müde werden. Nach ca 70min treffe ich wieder auf Martin es ist 04:30 und ich habe kein Lust mehr weiterzulaufen. WIR geben nicht auf versucht mich Martin zu motivieren, es sind ja nur noch 35KM bis ins Ziel, der lange Sonntaglauf..... und nur Wabbler geben auf, ausserdem laufe ich immer noch locker, kann ich ihm das glauben? Ich fühle in mich hinein, keine Krämpfe, Essen und Trinken vertrage ich sehr gut, also kein Grund aufzugeben. Die Eigenverpflegung habe ich bisher nicht gebraucht, die Verpflegungsstationen verwöhnen uns mit Suppe, Festnahrung und Riegel von der Fa.Sponser, Obst, Kuchen und Brot. Suppe habe ich seit Km 30 regelmäßig getrunken und immer wieder ein Stück Riegel oder Kuchen..Es geht wieder durch hügeliges Gelände und vor uns sind die ganze Nacht die Rücklichter der Fahrräder zu sehen und immer wieder überhole ich Läufer/innen das motiviert und lenkt mich ab. Es dämmert und wird schnell hell, ein schöner Morgen kündigt sich an, das lenkt ab Bei KM 77 geht’s noch mal steile 100 HM hinauf, zum ersten Mal ist gehen angesagt, die meisten machen das auch so wie ich. KM 80 ist erreicht und laut Martin sind´s nur noch 4 Km dann habe ich die Marathon-Distanz 2x geschafft. Seit KM 70 habe ich die restlichen KM in 5er Etappen eingeteilt. Wann kommt endlich die 85KM Tafel? Ich schicke Martin voraus um zu überprüfen ob wir die vielleicht übersehen haben, nur noch ca 800Meter. Endlich kommt wieder eine Verpflegungsstation, das genieße ich immer mehr und auch länger, essen trinken, abkühlen, langsam losgehen. Das Loslaufen wird immer mühsamer, die Oberschenkel immer müder. Trotzdem muss mich Martin jetzt nicht mehr motivieren. Ich bin mir jetzt sicher, dass ich in ca 1,5 Stunden finishe. Die letzten 15 Km sind flach, es ist sonnig und wird wärmer, immer öfter verlange ich von Martin zu trinken, die Eigenverpflegung genieße ich und wir haben soviel dabei, dass Martin auch andere Läufer verpflegt. Die Verpflegungsstation bei Km 95 nützte ich nochmals aus um mich für letzten KM zu stärken und endlich, endlich sehe ich das Ziel. Wir haben diesen Lauf gut eingeteilt und nach 10:11:15 habe ich meinen ersten 100er geschafft
Erschöpft aber sehr glücklich bedanke ich mich im Ziel bei meinem Freund Martin.
Der nach 100KM Betreuung auf dem Fahrrad auch ziemlich geschafft ist. Wir kommen gerade recht zur Siegerehrung, die schnellsten waren nach 7:31 im Ziel.
Noch ein paar Daten:
Gesamtrang Männer 153, Klasse M50: Rang 33, Finisher Männer 1053, Frauen 201
KM 38,5 Rang 305
KM 56,1 Rang 196
KM 76,6 Rang 168
Meine Vorbereitung:
Lauf KM pro Woche 90 bis 120, die langen Läufe waren an die 3h nie darüber.
In der Vorbereitung bin ich einen ½ Marathon in 1:30 und einen Marathon in 3:29 gelaufen.
Das wichtigste beim 100KM-Lauf für mich war mein Lauftempo einzuhalten, die Aufstellung weiter hinten im Startfeld war für mich richtig. Das coaching durch Martin war für mich sehr wertvoll, Danke. Nachwehen hatte ich keine, konnte 1 Woche später schon wieder gut laufen
Infos findet ihr unter www.100km.ch und für jeden Erstläufer/in www.99km.ch
Bericht von Robert Krüse