Chicago Marathon 2011


 

Mein 50. Marathon sollte etwas ganz Besonderes werden! Und ein Einziger der „World Marathon Majors“ fehlte mir noch – so entschied ich mich für den Chicago Marathon. Chicago – eine 3 Millionen Einwohner Stadt. Eine Skyline von Wolkenkratzern und Metall-Brücken, der Rhythmus von Jazz und Blues, und gefährliche Gangstergeschichten kommen mir in den Sinn. Eine herrliche Kulisse für einen interessanten Marathon.

 

Die Abholung der Startunterlagen fand im Convention Center statt, der größten Marathon-Messe, auf der ich bisher war. Alles nur Erdenkliche wurde angeboten, von Sportbekleidung über Nahrungsergänzungsmittel bis zu technischer Ausrüstung.

 

Aus Österreich waren 44 Läufer gemeldet. Ein ganz besonderes Highlight war die Einladung zum Österreichischen Konsul. In seiner Suite in der 65. Etage lud er zur Pasta-Party mit gigantischem Panoramablick über das nächtliche Chicago.

 

Der Tag des großen Ereignisses: Über 45.000 Läufer hatten sich angemeldet und drängten zeitgleich in die Startblöcke. Nach der Elite, Läufer von Coral A bis D, nach gemeldeten Marathonzeiten gestaffelt. Die Masse an Erstläufern ganz hinten. Da Chicago im Gegensatz zu anderen Marathons keine Qualifikation verlangt, meldeten sich verschiedenartigste Laufbegeisterte an, Profis, Hobbyläufer, Diätteilnehmer, selbsternannte Sportskanonen, Hochschwangere und vermeintlich 100-jährige.

 

Die amerikanische Nationalhymne ertönt. Pünktlich um 07:30 Uhr in der Früh starten wir auf einer verkehrsfreien 8-spurigen Stadtautobahn im Grant Park in den Sonnenaufgang. Schon jetzt ist klar, es wird ein heißes Rennen – unerwartet hohe Temperaturen umgerechnet um die 25 Grad und das zu dieser Jahres- und Tageszeit. Die ersten 5 Kilometer führen durch breite Straßen, vorbei an riesigen Wolkenkratzern und über zahlreiche Metallbrücken, deren unebener Boden mit Teppichen abgedeckt ist. 1,7 Millionen Zuseher entlang der Strecke feuern uns pausenlos an und motivieren uns immer wieder aufs Neue. Es geht über ca. 10 km in die Vorstadtbezirke hinaus und auf endlosen Geraden zurück ins Zentrum. Ich freu mich, die Halbmarathon Distanz hab ich in 1:28 geschafft, bis jetzt läuft´s wie geplant. Wieder aus der Stadt hinaus durch Chinatown. Zuschauer in bunten Drachen- Kostümen, Transparente mit chinesischen Schriftzeichen, ein richtiges Spektakel. Km 28: Plötzlich macht meine linke Achillessehne Probleme. Ich muss Tempo herausnehmen, es schmerzt sehr. Kilometer um Kilometer schleppe ich mich so dahin. Die Strecke ist in diesem Bereich eintönig und motiviert kaum. Ich stärke mich an den Labestationen und lege sogar eine kurze Gehpause ein. Aber das ist mein 50. Marathon und ich WILL ihn schaffen… Noch 4 km bis ins Ziel – Rechtskurve – Linkskurve - leicht abfallender Zielsprint. Geschafft in 3:18:50 !!! Tausende Zuschauer im Zielbereich schaffen ein unvergessliches Gänsehaut-Feeling.

 

Der Chicago Marathon war für mich ein irrsinnig tolles Erlebnis, ein Marathon der Extraklasse mit 35.931 Finishern. Im Ziel bekam ich statt alkoholfreiem Bier ein Echtes in die Hand gedrückt – sogar ohne obligatorischen braunen Papiersack – ich war echt überrascht über das neue Amerika …

Yes, I can :-)

 

Kerschat Michael